Die Schweizer Bevölkerung steht mehrheitlich hinter den demokratischen Institutionen – insbesondere der direkten Demokratie und dem föderalen System. 79 % bewerten das politische System insgesamt positiv. Doch mit Blick auf die grossen Herausforderungen der Zukunft dominiert die Skepsis: 46 % der Befragten bezweifeln, dass die Politik in der Lage ist, diese Herausforderungen gut oder sehr gut zu bewältigen. Besonders gering ist das Vertrauen in den Bereichen Klima, soziale Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung. Die Politik wird als zu langsam, wenig vorausschauend und stark interessengeleitet wahrgenommen. Die Studie zeigt: Die Zustimmung zur Demokratie ist hoch – doch viele wünschen sich eine handlungsfähigere und zukunftstauglichere politische Praxis.
Die Ergebnisse machen deutlich: Demokratie darf nicht als selbstverständlich betrachtet werden. In einer Zeit multipler Krisen wird kollektive Handlungsfähigkeit zur entscheidenden Ressource. Die hohe Zustimmung zur direkten Demokratie ist ein Fundament – doch es braucht neue Formate und Räume, um politische Wirksamkeit, Repräsentation und Vertrauen zu stärken. Deliberative Prozesse, bessere Einbindung junger Menschen und echte Dialogangebote könnten zentrale Bausteine sein, um den Rückhalt für das demokratische System zu sichern. Zudem zeigt sich, dass es nicht allein um Strukturen geht, sondern auch um politische Kultur: Wie reden wir miteinander? Wer fühlt sich gehört? Und wie entsteht Gemeinsinn?
Der Demokratiemonitor 2023 wurde von Pro Futuris in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut gfs.bern entwickelt. Im Zentrum stand eine repräsentative Online-Befragung von 1’214 Stimmberechtigten in allen Sprachregionen der Schweiz. Ergänzend wurden qualitative Interviews und eine vertiefte soziodemografische Segmentierung vorgenommen. Die Studie wurde im Kontext des 175. Jubiläums der Schweizer Bundesverfassung veröffentlicht und versteht sich als Anstoss für eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Zukunft der Demokratie. Alle Resultate und weiterführende Analysen sind auf demokratie2050.ch zugänglich.